
Thomas Burger, Jahrgang 1961
Geschäftsführender Gesellschafter
BURGER GROUP / SBS-Feintechnik
Schonach im Schwarzwald
seit 2017 Präsident der WVIB Schwarzwald AG
Vorbemerkung: Vielfalt ist angesagt beim Entdecken und Erleben der Manufakturen. Nachdem wir inzwischen neben den klassischen (handwerklichen) Traditionsmanufakturen, auch schon Klang-manufakturen und Genussmanufakturen entdeckt und erlebt haben, haben wir jetzt eine ganz besondere Gruppe von Manufakturen entdeckt. Es sind Unternehmen, die ihren Ursprung, ihre Wurzeln in Manufakturen haben, sich inzwischen zu starken Unternehmens(gruppen), teils Markt- führern entwickelt haben. Die sich heute noch zu Ihren Wurzeln bekennen und das Projekt Manufak-TOUR als PATEN unterstützen, so wie Thomas Burger!
Thomas Burger /SBS – Im Manufak-Tour- Interview : "Zukunft braucht Herkunft"
Thomas Burger hatte ich kennengelernt, anlässlich seiner Übernahme der Präsidentschaft beim WVIB- Schwarzwald AG im November in Freiburg. Auf den ersten Blick ist dieser starke Verband mit mehr als 1 000 kräftigen Familienunternehmen, darunter eine ganze Reihe von Weltmarktführern, eigentlich das Gegenstück zu Manufakturen. Oder doch nicht ? Schon im ersten kurzen Gespräch am Rande des Empfangs merke ich Zustimmung zu meiner These, dass gerade hier im Schwarzwald die Wurzeln vieler heute starker Unternehmen vor einigen Generationen in einer Manufaktur gegründet liegt. Die von ihm in 5. Generation geführte Burger-Firmengruppe mit Ursprung und Stammsitz in Schonach ist ein Paradebeispiel dafür. Nachdem nun das Geschäftsjahr schon wieder gut angekurbelt, treffen wir uns heute hier in der Firmenzentrale. Schon im Eingangs-bereich auf den ersten Blick erkennt man das Motto „Tradition trifft Innovation“ Portraits der Gründergeneration neben modernen „blackforest – Mädels“ ; eine Auslage von Uhrenteilen aus Messing, daneben ein Mountainbike mit SBS- Hightech im Tretlagergehäuse! Druckfrisch auch ein Meisterwerk der Buchdruckkunst der Jubiläumsbildband zum 160 jährigen Firmenjubiläum mit dem vielsagenden Titel: „Zukunft braucht Herkunft“! Gerade einen Blick hineingeworfen in die Erfolgsstory der Burger-Generationen, können wir unser Gespräch von Freiburg fortsetzen, an dem Ort, an dem alles begann!
Alois Fleig:
Herr Burger, seit etwa einem halben Jahr führen Sie mit der WVIB Schwarzwald AG einen starken Verband mit über 1 000 Familienunternehmen mit einer Viertel-million Beschäftigten, die einen Umsatz von ca. 50 Milliarden generieren, was dem Gesamtbudget des Landes Baden-Württemberg entspricht.
Bereits in 5. Generation führen Sie die BURGER-GROUP und bereiten gerade die nächste Generation auf den Einstieg vor. Kann man sagen, dass diese Tradition der Familien-Unternehmen ein Charakteristikum für den Schwarzwald darstellt. Dass das auch Tradition hat hier in unserer Heimat?
Thomas Burger:
Dem würde ich unbedingt zustimmen und noch anfügen, dass dieser Umstand auch mit dazu beigetragen hat, dass sich aus einer der ärmsten Regionen Deutschlands noch vor Jahrzehnten heute eine der wirtschaftsstärksten in Europa geworden ist!
Alois Fleig:
Bei unserem Projekt ManufakTOUR gilt es Manufakturen zu entdecken, zu erleben, zu erhalten. Wie sehen Sie es, ist angesichts von Industrie 4.0 so etwas in Ihren Augen noch ein Projekt, das in die Zeit passt, das noch Berechtigung hat?
Thomas Burger:
Durchaus, meine ich, ist es kein Fehler, wenn Unternehmer gerade in so hektischen Zeiten und in einer globalen Welt sich auch ihrer Wurzeln und Traditionen bewusst sind. Das passt auch genau auf unser Motto „Zukunft braucht Herkunft“ , das wir über unsere 160 jährige Firmengeschichte gestellt haben und das auch für die Schwarzwald AG steht. Ich finde, eine schöne und auch wertvolle Aufgabe, die Sie sich da gestellt haben, die durchaus gerade in unsere schnellebige Zeit passt.
Alois Fleig:
Würden Sie mir auch zustimmen, wenn ich sage, dass Manufakturen auch ein „Stück Schwarzwald“, ein Stück HEIMAT sind, dass diese in der Region zuhause sind, zum Schwarzwald gehören wie der Schinken und das Kirschwasser?
Thomas Burger:
Wir können natürlich die Manufakturen nicht exclusiv für uns hier in Anspruch nehmen, aber für unsere Region kann Ihnen da keiner widersprechen; ich und viele Unternehmer ganz bestimmt nicht. Schließlich gehört zu den Manufakturen ja auch der „Tüftlergeist“, der hier ja auch beheimatet ist.
Alois Fleig:
Kann, darf man Ihr Unternehmen, die Burger Group als Beispiel dafür sehen, dass hierzulande starke Mittelständler (Hidden Champions) Ihren Ursprung in Manufakturen haben, aus denen sie sich entwickelt haben? Dazu kommt noch, dass dieser Kern, die mechanische Uhrwerk-Fertigung für Kuckucksuhren noch weiter besteht. Dass also noch echt „Manufaktur drin ist, auch wenn’s außen nicht draufsteht!“
A propos was macht eine Manufaktur aus? Wird doch der Begriff „Manufaktur“ doch oft als Label für „exclusiv“ benutzt. Auf der anderen Seite gibt es ja die Definitionen z.B. nach dem GABLER-Wirtschaftslexikon oder als strenger DIN -Begriff vorindustrieller Arbeitsorganisation. Gehört aber zu Manufaktur nicht noch mehr, ist Manufaktur nicht ähnlich wie „Mittelstand“ nicht viel mehr als Zahlen-kriterien sondern mehr eine gelebte Unternehmensphilosophie, die Begriffe wie Individualität, Qualität, Tradition und Erfindungsreichtum verbindet. Einfach ein(e) Unternehmer(in) mit Herz und Verstand dahinter?
Thomas Burger:
So hab ich’s noch nicht gesehen, aber das kann man durchaus so verstehen! Manufaktur dazu gehört unbedingt mehr als ein paar Zahlen-Kriterien, auch wenn diese
auch wichtig sind, um den Begriff nicht zu verwässern.
Alois Fleig:
Können Sie verstehen, dass jem ich nach intensiven Recherchen und vor allem Erleben zum Ergebnis kommt, dass die Manufakturen mit ihrer Tradition und dem in Ihnen verkörperten Wissen und Werten ein Kapitel KULTURERBE darstellen und entsprechende Wertschätzung verdienen. Würden Sie dem auch zustimmen?
Thomas Burger:
Ohne Frage ist dieser Anspruch gerechtfertigt; die Frage nur, ob und wie sich dieser „Titel“ manifestieren lässt, wie sich etwas greifbares generieren lässt für die Manufakturen? Ist schon die Entdeckung und Dokumentation von Wissen und Können und Traditionen, das in Vergessenheit zu versinken droht, eine lobenswerte Sache. Wenn ich es aber richtig sehe, geht es Ihnen mit dem „Erleben, Erhalten“ um mehr als um einen „Titel“
Alois Fleig:
In der Tat sehe ich das Prädikat „Kulturerbe“ als ein Zeichen der WERT-SCHÄT-ZUNG für besondere Art der WERTSCHÖPFUNG“! Angesichts der Tatsache, dass immerhin fünf Einzelgruppen von Manufakturen wie z.B. jüngst der Orgelbau, auf diese Liste aufgenommen wurden, ist das für die Gruppe nicht zu weit hergeholt! Darüber hinaus geht es aber auch darum, Kontakte zwischen den Manufakturen zu knüpfen, ihnen mehr Öffentlichkeit zu verschaffen und wenn möglich da und dort , sie bei Problemen wie Nachfolge zu unterstützen.
Dabei setze ich darauf, Unternehmen und Persönlichkeiten zu finden, die bereit sind, dieses besondere Kulturerbe zu pflegen, die sich damit auch identifizieren? Dabei setze ich weniger auf öffentliche Stellen sondern viel mehr auf solche Paten – Manufakturen, wie Sie, die sich zu den Wurzeln bekennen.
Thomas Burger:
Zu Ihrer Aufgabe kann ich Sie nur ermutigen und Ihnen versichern, dass sicher nicht nur wir sondern auch andere PATEN Sie unterstützen werden. Ihnen viel Erfolg und viel Freude auf Ihrer Manufak-TOUR, wir freuen uns, von Ihren Touretappen und den traditionsreichen Manufakturen zu hören!
© Alois Fleig 2018 Schonach / Ettlingen

Das also ist des PUDELS KERN !
REGULA das Standard - Uhrwerk
- vor 100 Jahren der "Standard-Antrieb" mit dem als Antrieb Kuckucksuhren, Schilderuhren und Wecker, zigtausendfach aus dem Schwarzwald in die Welt gingen.
- das heute noch im Herzen der Manufaktur fast unverändert gebaut wird und als "Herz" in den meisten "Schwarzwalduhren" klassisch oder mit modernstem Design steckt.
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