Pfeift Flöten-Manufaktur auf die Globalisierung...?
Pfeift die Traditions-Flöten-Manufaktur auf die Globalisierung oder..?
Am Fuße des Schutterlindenberges mit einem schönen halbfreien Blick über Lahr finde ich das „ATELIER FÜR FLÖTENBAU“ BERNHARD HAMMIG, jüngste Station auf meiner Manufak-TOUR! Der Meister Jahrgang 1966 empfängt mich schon am Gartentor und führt mich in sein Reich, wo er nunmehr seit 35 Jahren seine Manufaktur für Böhmflöten ( laienhaft: Querflöten ) in Grenadill, Silber und Gold für Kunden weltweit schafft. Meisterwerke aller Varianten umgeben uns in seiner Manufaktur! Dabei helfen ihm gegenwärtig drei angestellte Mitarbeiter. Die Tradition dahinter geht auf 300 Jahre zurück, als sein Urgroßvater damals in Freiburg damit begann.
Das "Manufaktur-TamTam" , wie es aktuell stellenweise getrommelt wird, sieht er mit gemischten Gefühlen; die bodenständige Idee der „Manufak-Tour" gefällt ihm da schon besser. Dass schon drei Klangmanufakturen und darunter auch ein geschätzter Flöten-Kollege dabei, macht’s für Ihn sympathisch!
Er selbst, und da sind wir schon mitten im Gespräch und bei einem seiner „Probleme“ , beherrscht zwar nach wie vor jeden Handgriff aus dem Effeff, ist aber immer weniger in der Werkstatt tätig, sondern immer mehr am PC und noch mehr unterwegs. Denn auch bei Ihm, wie bei fast jeder anderen Manufaktur, kommen die Aufträge nicht vor die Haustüre gelaufen sondern müssen auf teils weiten Wegen eingeholt werden. Die Verbindung von Tradition mit modernsten Instrumenten in Werkstatt und Vertrieb scheint bei ihm besonders gelungen.
Dazu gehört nicht nur, dass er das „Instrument Internet“ ebenso virtuos beherrscht wie die Instrumente; nicht nur die ersten Websiten eigenhändig gebastelt, sondern auch damit virtuos weltweite Kontakte aufbaut! Wobei der online-Verkauf solcher Instrumente eigentlich nicht funktioniert, die ganze Anbahnung und Vorbereitung ohne diese Medien kaum noch machbar wäre. Damit verstößt er zwar kräftig gegen die Familientradition, für seinen Vater war schon ein Zeitungsinserat undenkbar; ohne diesen Bruch aber wäre die Fortsetzung der Firmentradition wohl kaum machbar.
So liegt der Exportanteil bei etwa einem Drittel, wobei ein Teil in die benachbarte Schweiz und Österreich geht, ein nicht zu verachtender Anteil aber auch nach Fernost, China und Japan. Hier wird dem Unternehmer ein weiterer Spagat abverlangt, da gerade die Chinesen zwar "Deutsche Wertarbeit" sehr hoch schätzen, gleichzeitig aber ebenso auch einen „Made in China“-Anteil am Produkt verlangen. In einer subtilen „Arbeitsteilung“ zu realisieren und dabei die Urheber-schaft und die handwerklich-künstlerische Handschrift zu sichern, ist schon ein Kunststück!
So treffe ich hier auf eine Manufaktur, die mit lebendiger Schwarzwälder Tradition schon mit einem Bein in der „Globalisierung“ angekommen ist ....und auch vor der Digitalisierung bestimmt nicht kapitulieren wird.
Eins auf jeden Fall gibt auch Hoffnung, mit einem Sohn und einer Tochter gibt es schon mal zwei potentielle Nachfolger, worum ihn viele Manufakturkollegen sehr beneiden!! Zurück auf auf die Eingangsfrage, „..auf die Globalisierung pfeifen“ , ist also nicht so das Ding von Manfred Hammig, eher hält er es mit seinen Instrumenten, die auch in einem mächtigen Orchester sich mit leisen aber klaren Tönen behaupten!
Dabei wünsche ich ihm viel Erfolg und viel Freude an der Arbeit und freue mich über den Zuwachs bei der "Fraktion" der Klangmanufakturen bei
der ersten MANUFAK-TOUR im Jahr 2019!
© Winbaden/Fleig 2019-01-28
Treffen Sie Hammig
http://www.hammig-flutes.com/
Noch zwei Blicke in Manufaktur und Repertoire:
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