Oberhein aus Sicht der Wissenschaft: Prof. Lieber

BLICK-OBERREIN-Interview: Prof. Lieber  Rektor HS OG

 

In unserer Interview-Reihe "BLICK-OBERRHEIN" fragen wir  Persönlichkeiten  aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft  nach

- Ihrer Sicht zur besonderen Rolle der Oberrhein-Region in EUROPA

- Ihrer Einschätzung zu verschiedenen Aktivitäten und Initiativen

- so auch zu unserem Projekt: Manufak-TOUR am Oberrhein

 

In diesem Monat gab uns  Professor  Werner Lieber,

Rektor der HOCHSCHULE OFFENBURG das folgende Interview


Vorweg: WinBaden.de  = Baden im Herzen, Sinn, die OBERRHEIN-REGION im Blick
Das Europa der 27 mit der mächtigen Organisation ist vielen Menschen fern, fremd!
Die OberrheinRegion, Modellregion im Herzen Europas, mit Straßburg als Nachbarn ist  als gemeinsamer Lebens- u. Kulturraum greifbarer, erlebbarer!

Unter dieser Prämisse stehen diese INTERVIEW -FRAGEN:

Zweifellos braucht BADEN EUROPA; aber braucht EUROPA auch BADEN  ? ...oder:  Hat Regionales im Zeichen von Internationalisierung  noch Bedeutung, eine Zukunft?

 



Zuerst einmal glaube ich, dass Europa mittlerweile in der Lebensrealität der meisten Menschen angekommen ist. Gleichwohl die Nähe zu Frankreich bzw. zur Schweiz und die sich hieraus entwickelnden Begegnungen für die Menschen der Region eine besondere Bedeutung haben. Die Hochschule Offenburg unterhält sehr gute und vielfältige Beziehungen zu Hochschulen in Frankreich oder der Schweiz, aber auch zu Einrichtungen in anderen europäischen Ländern und darüber hinaus. Internationalisierung ist wichtig, da die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht allein auf nationalstaatlicher Ebene gelöst werden können. Dass dies beispielsweise in Verbünden wie TriRhenaTech sehr gut funktioniert, ist doch ein deutliches Zeichen dafür, dass der Europäische Gedanke verinnerlicht wurde und vom Studierendenaustausch bis hin zur Lösung technologischer, umwelttechnischer oder gesellschaftlicher Fragen im Bereich der Forschung gelebt wird. Gleichzeitig verstehen wir uns aber auch als regionale Hochschule, die eng mit Unternehmen, Verbänden und Organisationen der Region zusammenarbeitet und ihre gesellschaftliche Verantwortung für diese Region kennt und wahrnimmt. Ich glaube, dass Regionales auch weiterhin eine Zukunft hat, wenn dies ein „Offen-sein-für-Neues“ und Toleranz nicht ausschließt. Abschottung und Ausgrenzung aus Angst die eigenen kulturellen Werte vor Einflüssen von außen zu schützen, hat selten zu etwas Gutem geführt.

Was halten Sie von dem Konzept, Europa über die „ naheliegende“  trinationale OBERRHEIN - Region den Menschen „ näher zu bringen“  Was wäre  für Sie eine Aktion um diese Botschaft auch im Bereich der regionalen Wirtschaft voran zu bringen? ( Wer sollte in dieser Reihe  noch angesprochen werden?)


Tatsächlich sind wir auf diesem Gebiet sehr aktiv und in zahlreichen Netzwerken engagiert, die sich genau dies, den grenzüberschreitenden Austausch, zur Aufgabe gemacht haben. Neben dem bereits genannten Verbund TriRhenaTech, belegen das auch aus EFRE-Mitteln (Europäische Fonds für regionale Entwicklung) finanzierte INTERREG-Projekte oder mein Engagement in der Säule Wissenschaft der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO). Dies zeigt, dass wir als Hochschule unsere sog. „dritte Mission“, den Technologietransfer und die Beantwortung gesellschaftlicher Herausforderungen, ernst nehmen. Im Mai diesen Jahres hat die Hochschule Offenburg beispielsweise zusammen mit dem Regierungspräsidium Freiburg, den bereits genannten Netzwerkpartnern und Hochschulen aus Frankreich, der Schweiz und Baden-Württemberg einen grenzüberschreitenden „Marktplatz Industrie 4.0“ veranstaltet, der KMU aus der Oberrheinregion die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Technologietransfers vorgestellt hat. Diese Veranstaltung war Teil der Kampagne „Europa macht’s möglich“ des Regierungspräsidiums Freiburg. Der Austausch ist also lebendig, gleichwohl man nicht nachlassen darf, diesen weiter zu fördern.
 
Wäre die Dokumentation und Pflege der gemeinsamen Industriekultur am Oberrhein in Ihren Augen eine solche Möglichkeit?
Die Anfänge der Industriekultur am Oberrhein werden derzeit dokumentiert und in einem grenzüberschreitenden, wissenschafltichen Projekt aufgearbeitet (siehe beispielsweise http://www.interreg-oberrhein.eu/projet/regio-mineralia-die-anfange-der-industriekultur-am-oberrhein-die-bodenschatze/). Vor rund zwei Jahren beschäftigte sich auch die Sonderausstellung „Reiches Erbe – Industriekultur im Dreiland“ des Dreiländermuseums Lörrach (https://www.regbas.ch/fr/actualite/manifestations/reiches-erbe-industriekultur-im-dreiland-sonderausstellung-zur-industriellen-entwicklung-am-oberrhein-im-dreilaendermuseum-loerrach/) exemplarisch mit diesen Verflechtungen. Genauso wichtig wie die Dokumentation und die Bewahrung ist die Weiterentwicklung dieser Kultur und der damit zusammenhängenden Skills.

Mit dem Ziel, die Idee der grenzüberwindenden Aktivitäten aufzuzeigen,
erlebbar zu machen, gibt es auf  winbaden die neue Seite: VERBINDENDES http://www.winbaden.de/verbindendes/  Welche(s) Beispiel (e) an Gemeinsamkeit, an gemeinsamen Aktivitäten über den Oberrhein/Hochrhein hinweg  können Sie uns nennen?


Als Rektor einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften fallen mir hier natürlich zuerst der Austausch von Studierenden und Wissenschaftler-/innen und die grenzüberschreitende (Forschungs-)Zusammenarbeit ein. Die Summerschool „Die Brücke“ der TriRhenaTech-Hochschulen bietet Studierenden an, im Sommer ihre sprachlichen und interkulturellen Fähigkeiten auszubauen und Unternehmen der Region kennenzulernen. Die Teilnehmer-/innen des Robotikwettbewerbs Trinatronics lösen technologische Problemstellungen in multinationalen Teams. Hier sind nicht nur Sprachkenntnisse, sondern auch Unterschiede in der Arbeitskultur Herausforderungen, die gelöst werden müssen. Darüber hinaus bietet die Hochschule Offenburg seit 2009 den EI3nat-Studiengang an, dessen Studierende an Standorten in der Schweiz, Frankreich und in Offenburg ausgebildet werden. Dies sind für mich hervorragende Beispiele für gelingende und nachhaltige grenzüberschreitende Aktivitäten.

Soweit die Fragen zum Interview „Blick-Oberrhein“;

Für das  eigene  „ oberrheinische Projekt“  Manufak-TOUR  am Oberrhein wäre es eine wertvolle Unterstützung, wenn auch aus Sicht einer regionalen Institution von  Wissenschaft/ Technik/Wirtschaft  ein Votum  zu Manufakturen= Regionales Kulturerbe abgeben würde.  Danke für Ihre  Unterstützung.
Kunst und Können wertzuschätzen, zu fördern und zu bewahren ist ein ehrenvolles Ansinnen für das ich Herrn Fleig und seinem Projekt viel Erfolg wünsche. Viele der heutigen Weltmarkführer am Oberrhein haben als Manufakturen begonnen, was das Potenzial der „von Hand gefertigten“ Produkte unterstreicht. In jedem Fall zeugt die Arbeit der „alten Meister und Meisterinnen“ von Know-How, Sachverstand und Leidenschaft, die bewahrt – oder besser noch: die weitergeben werden sollten.

Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Zeit !

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